Das Thema Lug und Trug scheint mich in den letzten Wochen und Monaten zu verfolgen. In meinem neuestem Erlebnis möchte ich über das fragwürdige Preismodell von LinkedIn Learning berichten.
Als Geschäftsführer und IT-Fachmann sollte man sich permanent weiterbilden. Der Spruch „Wissen ist Macht“ ist mir zwar zu martialisch, dennoch bin ich der Ansicht, dass der eigene Wissenstand stetig aktualisiert bzw. ausgebaut werden sollte, wenn man erfolgreich bleiben möchte. Früher nutzte ich gerne video2brain als Fortbildungsplattform. Zu beinahe allen Themen gab es einen Videokurs, welcher gekauft werden konnte.
Video2brain ist aber schon seit einiger Zeit nicht mehr das, was es einmal war. Zuerst wurde video2brain 2013 von Lynda.com übernommen und Lynda.com wiederum 2015 von LinkedIn. Im Zuge dieser Übernahmen wurde das kundenfreundliche Kaufmodell eingestellt und ein Abo-Modell eingeführt. Für einen monatlich anfallenden Betrag darf dafür soviel Lernmaterial konsumiert werden, wie der Kunde möchte.
Lange Zeit habe ich mit mir gerungen. Das Kaufmodell war mir wesentlich sympathischer. Da aber eine kostenlose Probephase angeboten wurde, entschied ich mich, video2brain bzw. LinkedIn Learning eine Chance geben. Als mir beim Kaufprozess aber die Geschäftsmethoden von LinkedIn Learning bewusst wurden, habe ich meine Entscheidung schnell wieder revidiert.
Dynamische Preisgestaltung
Eher aus Zufall sind mir die Preisbildungsmethoden von LinkedIn Learning aufgefallen. Um mich zu informieren, war ich nicht mit meinem LinkedIn Profil angemeldet. Dort wurde mir dieses Angebot gemacht:
Als ich einen Tag später das Angebot annehmen wollte, loggte ich mich in mein LinkedIn Profil ein und erhielt zu meiner Überraschung diesen Preis genannt:
Ich war mir zuerst nicht sicher, ob ich die Preise richtig in Erinnerung hatte, weshalb ich mit einem anderen Browser ein Inkognito Fenster öffnete und mithilfe von CyberGhost* meine IP verschleierte. Und tatsächlich. Ich bekam wieder den wesentlich günstigeren Preis angeboten.
Wenn ich identifiziert werden kann, ist LinkedIn Learning offensichtlich der Ansicht, dass ich bereit bin, einen um 50% höheren Preis zu bezahlen. Abgesehen davon, dass mich diese Einschätzung ärgert, frage ich mich, wie oft ich auf diese Methoden schon reingefallen bin.
Als ich LinkedIn Learning kontaktierte, wurde ich mit der lapidaren Aussage abgespeist, dass die unterschiedlichen Preise auf Browser-Einstellungen zurückzuführen sind. Was für ein Unsinn! Bis zuletzt wird man bei LinkedIn Learning offensichtlich für dumm gehalten.
Lessons Learned
Mir ist durchaus bewusst, dass meine Nutzungsdaten in Zuge von Big Data gespeichert und ausgewertet werden. Zudem ist mir die Methode der dynamischen Preisgestaltung nicht fremd. Auch wenn mir Qualität prinzipiell wichtiger ist als der beste Preis, ärgert es mich, dass ich mit dem Merkmal „der Preis spielt keine Rolle“ im Internet wahrgenommen werde.
Die Konsequenz, die ich daraus ziehe, ist, dass ich künftig bei allen Kaufprozessen mithilfe von CyberGhost* und der Inkognito Funktion von Browsern die Preise checke, bevor ich mich zum Kauf entscheide.
Zu LinkedIn Learning gibt es reichlich Alternativen. Einen ähnlichen Kurs, für welchen ich bei LinkedIn Learning das Abo abschließen wollte, habe ich nun bei der Chip Academy für einen einmaligen Betrag gekauft. Eine weitere Alternative wäre der Rheinwerk Verlag, welcher ebenfalls eine große Auswahl an Video Lehrgängen zum Kauf anbietet.
Da LinkedIn Learning alles andere als eine Monopolstellung hat, ist es nicht nötig, sich diese Methoden bieten zu lassen.
Update 10.01.2018
Aufgrund dieses Artikels hat mich der Senior Product Manager von LinkedIn Deutschland angeschrieben. Er meinte, dass ich keine dynamische Preisgestaltung entdeckt habe, sondern einen Bug. Der tatsächliche Preis betrage immer 22,- € (inkl. MwSt.). Auf meine Frage, warum ich dann vom Support mit einer offensichtlich frei erfundenen Begründung abgespeist wurde, meinte er, dass dies nicht in Ordnung sei und er mit dem Team darüber sprechen werde.
Offen gestanden weiß ich nicht, was ich davon halten soll. Meine Entscheidung, kein Kunde von LinkedIn Learning zu werden, bleibt auch weiterhin bestehen. Der Fairness halber möchte ich die Gegendarstellung aber nicht verschweigen.
* Affiliate-Link. Bei Kaufabschluss bekomme ich eine kleine Provision. Das Produkt wird dadurch nicht teurer. Ich verlinke nur Produkte, die ich nach bestem Wissen und Gewissen empfehlen kann.