Vor einiger Zeit hatte ich zum Aufstand der Anständigen aufgerufen. In meinem Alltag fällt mir dieses Thema regelmäßig vor die Füße. Beinahe täglich wird mir bewusst, dass ich mein Wertesystem in unserer gesellschaftlichen Realität kaum wiederfinde. Gibt es tatsächlich keine Initiative, keine organisierte Bewegung, die den nächsten folgerichtigen Schritt zu mehr Zivilisiertheit einfordert bzw. selbst gestalten möchte?
Meine Eindrücke sind zwar noch recht oberflächlich, ich habe aber den Verdacht, dass ich eine Gruppierung gefunden habe, welche ziemlich genau meine Vorstellung von einer zivilisierten, fortschrittlichen und anständigen Gesellschaft teilt. Die PdH. Die Partei der Humanisten.
Ein Zufallsfund
Ich war nicht aktiv auf der Suche nach einer Partei. Meine Erlebnisse als Mitglied in der Piratenpartei haben mich in Sachen politisches Engagement maximal desillusioniert. Es war ein Zufallsfund, als ich eines Abends den Term „Humanismus“ in die Youtube Suche eingab. Dabei stieß ich auf einen Ausschnitt einer ARD Doku über kleine Parteien, wobei es um die Partei der Humanisten ging.
In diesen etwas mehr als drei Minuten ist es natürlich nicht möglich, den gesamten Geist dieser Partei zu erfassen. Aber ich wurde neugierig, weshalb ich auf die Webseite der PdH surfte und mich dem Humanisten-Test unterzog. Dabei erreichte ich eine Übereinstimmung von 95%. Zudem wurde mir während des Tests bewusst, dass diese Partei für beinahe alles steht, was mir persönlich wichtig ist. Bspw. die Trennung von Kirche und Staat, die Förderung von Forschung und Bildung, Entscheidungsfindungen nach ideologiefreien wissenschaftlichen Erkenntnissen, ein demokratischeres Europa, Transparenz von Lobbyarbeit und ein Bewusstsein dafür, dass auch Tiere empfindsame Wesen sind.
Mein Interesse war endgültig geweckt, weshalb ich mich für den Newsletter der PdH eintrug. Nach einigen Tagen erhielt ich eine Information über politische Stammtische. Obwohl die PdH in meinem Regierungsbezirk noch nicht aktiv ist, fand sich ein Stammtisch an der Grenze zu Oberbayern in Landsberg am Lech. Nach kurzer Diskussion entschieden meine Frau und ich, diesen Stammtisch aufzusuchen – mit einem Vorbehalt: Wir hatten beschlossen, unter keinen Umständen einen Mitgliedsantrag zu unterschreiben!
Leidenschaftliche Diskussionen beim PdH Stammtisch
Das Lokal war gut versteckt und wir brauchten gut 15 Minuten, um den Stammtisch in der Landsberger Innenstadt überhaupt zu finden. Obwohl wir an diesem Abend insgesamt nur zu fünft waren, ergaben sich aber sehr interessante Gespräche und Diskussionen.
Besonders anregend war die Diskussion mit einem Realschullehrer, welcher sich auch über die PdH informieren wollte. Beamte und Unternehmer haben in der Regel ein differierendes Weltbild. Da eines meiner Lieblingsthemen unser Bildungssystem ist, bekamen wir uns auch recht schnell in die Wolle. Während sich der Lehrer über Details, wie bspw. Gesamtschulen oder die legitime Trennung des Bildungsauftrags auf Landesebene ausließ, holte ich die große Axt heraus, um unser aktuelles Bildungssystem am Stamm zu fällen – genau genommen, würde ich es sogar mit samt Wurzel ausreißen wollen, um ein komplett neues System aufzubauen.
Ich konfrontierte den Beamten mit der Tatsache, dass unser aktuelles Bildungssystem schon lange nicht mehr aktuellen Erkenntnissen der Pädagogik und Lernpsychologie entspricht. Trotzig fragte er nach Beispielen, die ich liefern konnte. Ich schilderte, dass in unserem Schulsystem konsequent ignoriert wird, wie Lernprozesse funktionieren und Aufmerksamkeitsspannen von Kindern nicht berücksichtigt werden.
Natürlich wurden wir uns nicht einig. Ich denke aber, dass ich bei dieser Diskussion größtenteils die Positionen der PdH vertreten hatte. Mir ist es persönlich ein großes Anliegen, dass wir aus Schülern keine Befehlsempfänger mehr machen und wir aufhören, ihnen während ihrer Schullaufbahn systematisch die intrinsische Motivation zu rauben, damit sie weiterhin für die Wirtschaft kategorisierbar und leicht zu handhaben bleiben.
Um uns als Gesellschaft weiterzuentwickeln, müssen wir aus jedem Menschen das maximale Potential herauskitzeln, auf dass sie sich im Erwachsenenalter bestmöglich einbringen können. Das schafft nicht nur größtmögliche persönliche Zufriedenheit für jeden Einzelnen, auch unsere Gesellschaft profitiert am meisten davon, wenn jeder sich mit seinen Talenten und Fähigkeiten optimal einbringen kann.
Die Diskussionen mit den Mitgliedern der PdH waren anregend und angenehm. Als Schwaben konnten wir sie leider nicht bei ihrer Unterschriftensammlung für die Zulassung zur Landtagswahl in Oberbayern unterstützen. Auch wenn wir (noch) keine Mitglieder der PhH wurden, ziert seit diesem Stammtischbesuch unser Bekenntnis zur Wissenschaft die Heckseite unseres Autos:
Mein erster positiver Eindruck von der Partei der Humanisten hat sich gefestigt. Ich werde weiter in Kontakt mit der PdH bleiben und die Stammtische besuchen. Sogar eine Mitgliedschaft steht für mich nicht mehr außer Frage.
Es ist ca. 5 Jahre her, als mich mein (damals noch) Azubi fragte, was ich von Bitcoin halte. Er war begeistert von der dezentralisierenden Blockchain Technologie und wollte deshalb von einem Großteil seines Lehrlingsgehalts Bitcoin kaufen. Ich gab ihm deutlich zu verstehen, dass ich damit nicht einverstanden bin, seine Ausbildungsvergütung derart leichtfertig zu verspekulieren.
Heute habe ich deshalb ein schlechtes Gewissen. Hätte ich mich mit meiner Meinung damals zurückgehalten, würde er heute vermutlich zu den Bitcoin Millionären zählen. Egoistisch betrachtet war dieser gut gemeinte, aber dennoch falsche Rat vermutlich zu meinem Vorteil. Heute ist er mein bester Mitarbeiter und eine tragende Säule in meinem Unternehmen. Wer weiß, ob er noch hier wäre, wenn auch ich damals schon das Potential des Bitcoins erkannt hätte.
Aus dem Azubi wurde eine Fachkraft und aus dem Bitcoin Spekulant wurde ein Experte in Sachen Kryptowährungen. Als Ende 2017 der Bitcoin einen Wert von beinahe 20.000,- € erreichte, konnte ich mich diesem Thema auch nicht mehr verweigern und ich ging bei ihm in die „Lehre“, um einen Einstieg in das Thema zu finden. Inzwischen konnte ich einiges an Erfahrungen sammeln und möchte diese gerne an dieser Stelle teilen.
Noch immer stecken Kryptowährungen in den Kinderschuhen. Aber auch manche Handelsplattformen, über welche Kryptowährungen bezogen werden können, sind alles andere als ausgereift – um nicht zu sagen unseriös. Mit zwei Plattformen habe ich besonders schlechte Erfahrungen gemacht. Noch heute raufe ich mir deswegen die Haare.
Manche Bitcoin Handelsplätze waren dem Ansturm nicht gewachsen
Als Ende 2017 der Kurs des Bitcoins absurde Höhen erreichte und die ersten Bitcoin Milliardäre entstanden, wurden natürlich viele Leute neugierig und wollten bei dieser augenscheinlichen Gelddruckmaschinerie mit von der Partie sein. Einige Handelsplattformen waren diesem Ansturm aber nicht gewachsen. Deshalb setzten manche Börsen wie Bitfinex, Bittrex oder Binance Neuanmeldungen aus.
Wie Kraken mich als Neukunden gängelte
Andere Plattformen hingegen (wie bspw. Kraken) wollten sich das Neugeschäft nicht entgehen lassen, weshalb sie trotz technischer Überlastung ihren Service weiter anboten. Dies hatte zur Folge, dass die Server stellenweise nicht erreichbar waren. Beinahe bei jedem Navigationsschritt auf der Plattform erschien diese Meldung:
Fehlermeldung auf Kraken.com
Weil man nicht wusste, wann und ob die Server wieder reagieren, war es extrem mühselig, auf Kraken Kryptowährungen zu handeln. Aber nicht nur deshalb empfinde ich diese Plattform als sehr unprofessionell, und ich unterstelle ihr sogar unlautere Methoden.
Auf Kraken gibt es verschiedene Vertrauensstufen (Tier 0 bis Tier 4). Je höher die Vertrauensstufe, desto mehr Möglichkeiten stehen einem beim Handeln auf der Plattform zur Verfügung. Beispielsweise ist die Stufe „Tier 3“ notwendig, um Fiatgeld (Euro oder Dollar) überweisen zu können, welches dem Kraken Account dann gutgeschrieben wird. Mit diesem Fiatgeld können dann Bitcoin & Co. erworben werden.
Um diesen „Tier 3“ Status zu erreichen, ist ein aufwändiger Identifizierungsprozess notwendig. Es reicht nicht einfach, ein Bild seines Personalausweises zu senden. Neben einer Kopie des Personalausweises muss auch ein Bild von sich gemacht werden, auf welchem der Personalausweis und eine spezielle schriftliche Notiz mit dem aktuellen Datum in die Kamera gehalten wird. Dem nicht genug. Damit der aktuelle Wohnsitz verifiziert werden kann, musste auch eine aktuelle Rechnung eingereicht werden, welche dies belegt (bspw. eine Rechnung für den Telefon- oder Stromanschluss).
Nachdem ich diese Dokumente eingereicht hatte, dauerte es ca. drei Wochen, bis ich den Status „Tier 3“ erhielt und ich endlich Geld auf mein Kraken Konto überweisen konnte. Ich mache Kraken keinen Vorwurf, dass der Verifizierungsprozess drei Wochen dauerte. Dass es sich in die Länge ziehen kann, wenn die halbe Welt einen Account eröffnen möchte, leuchtet mir durchaus ein. Der Stoff für meine Vorwürfe sollte erst noch kommen.
Nachdem ich einen Betrag auf das angegebene Konto von Kraken überwiesen hatte, dauerte es fünf Tage, bis dieses Geld meinem Account zur Verfügung stand. Endlich konnte ich nun investieren. Auch wenn es wegen oben beschriebener Probleme sehr mühselig war, konnte ich schließlich Bitcoins erwerben. Da die Plattform aber förmlich aus dem letzten Loch pfiff, wollte ich die erworbenen Bitcoins auf einen Wallet (Geldbörse für Bitcoins) auf meinem Computer überweisen.
Exkurs: Es ist prinzipiell zu empfehlen, erworbene Kryptowährungen nicht auf den Handelsplattformen liegen zu lassen. Bestes Beispiel, dass Kryptogeld auf Handelsbörsen nicht sicher ist, ist der Fall Mt.Gox. Mt.Gox war 2014 die weltweit größte Bitcoin Börse. Als der Plattform 650.000 Bitcoins gestohlen wurden, verloren alle Kunden einen Großteil ihrer Bitcoins. Mt.Gox zahlte an seine Kunden einen geringen Schadensersatz und ging daraufhin Pleite.
Doch die Withdraw-Funktion (Abheben der Bitcoins bzw. das Überweisen auf eine andere Bitcoin-Adresse) stand mir nicht zur Verfügung. Ich fragte beim Support nach, weshalb es nicht möglich ist, dass ich meine erworbenen Bitcoins von Kraken abziehe. Die Antwort des Supports war gleichermaßen absurd, wie ärgerlich und ließ mein Vertrauen in die Plattform weiter schwinden:
Antwort Kraken Support
Eine kurze Übersetzung in eigenen Worten: Einige deutsche und österreichischen Banken sind derzeit Ziel von betrügerischen Machenschaften. Deshalb werden Überweisungen, welche von deutschen oder österreichischen Banken stammen, als potentiell kriminell eingestuft. Zudem werden Entnahmen, welche 125% des Betrags der ersten Einzahlung entsprechen, für 72 Stunden gesperrt. Dies traf auf meinen Fall aber nicht zu, da die erworbenen Bitcoins ziemlich genau dem Wert entsprachen, welchen ich überwiesen hatte.
Die Sperrung ist vor allem deshalb abwegig, weil Überweisungen auf das Kraken Konto nur dann angenommen werden, wenn der Kontoinhaber auch der identifizierten Person des Accounts entspricht. Welche Art von Betrug also verhindert werden sollte, ist mir bis heute schleierhaft.
Ich hakte nach und brachte meine Argumente an, dass ich weder den 125% Trigger ausgelöst hatte, noch dass ich nachvollziehen kann, warum eine 72-Stunden-Regel vor Betrug schützen soll. Als Antwort bekam ich weitere Textbausteine. Ich wollte mich nicht darüber aufregen. Wenn ich nach 72 Stunden die Bitcoins meinem Kraken Account hätte entnehmen können, wäre die Welt für mich in Ordnung gewesen. Aber so sollte es nicht kommen.
Denn genau an dem Tag, an welchem die 72-Stunden-Regel ausgelaufen wäre, wurde die Plattform vom Netz genommen – wegen Wartungsarbeiten. Schwer vorstellbar, dass die Supportmitarbeiter dies nicht schon vorher wussten. Mir leuchtete schnell ein, dass meine Bitcoins nicht vor dem Update entnommen werden sollten.
In den sozialen Netzwerken lauschte ich der Gerüchteküche. Ich hatte ernsthafte Bedenken, dass Kraken ein ähnliches Schicksal wie Mt.Gox ereilte. Obwohl sich die Wartungsarbeiten aber verzögerten, gab es von allen seriösen Quellen Entwarnung. Kein Scam – „nur“ technische Probleme. Nach einigen Tagen war die Plattform dann tatsächlich wieder online. Alle technischen Probleme waren aber noch immer nicht überwunden. Es konnte zwar wieder auf Kraken gehandelt werden, aber es gab eine Einschränkung. Welche Einschränkung sollte dies wohl sein? Richtig! Es konnten keine Bitcoins entnommen werden! Bis auf weiteres.
Der Fairness halber muss ich erwähnen, dass Kraken in diesem Zeitraum für das Handeln keine Gebühren verlangte. Nach mehreren Wochen konnte ich dann doch noch meine Bitcoins entnehmen. Dennoch finde ich es unerhört, dass ich über Wochen keinen Zugriff auf meine Bitcoins hatte. Kraken ist für mich seither keine Option mehr für den Kryptohandel. Zumal es sehr gute Alternativen gibt. Aber dazu später mehr.
OKEx verweigert IOTA Entnahme
Neben dem Bitcoin gibt es noch viele weitere Kryptocoins. Meiner Ansicht nach ist IOTA ein sehr spannendes Projekt. Man könnte sagen, dass IOTA die nächste Generation der Kryptowährungen repräsentiert, da durch ein moderneres Konzept keine Transaktionsgebühren anfallen und Überweisungen wesentlich schneller durchgeführt werden können.
Exkurs: Es gibt tausende von Kryptowährungen. Viele von ihnen haben nicht die Aussicht, sich jemals als Währung zu etablieren und werden deshalb auch Shitcoins genannt. Einige Coins wiederum basieren auf sehr interessanten Konzepten, welche die Probleme von derzeit populären Kryptocoins beheben, wie bspw. den übermäßigen Energieverbrauch beim Mining.
Die wichtigste Adresse, um aktuelle Kursverläufe und Entwicklungen aller Kryptowährungen zu verfolgen, ist www.coinmarketcap.com
Obwohl IOTA gem. Marktkapitalisierung zu den 10 größten Kryptowährungen zählt, ist diese Währung nicht überall zu erwerben. Vor allem zum Jahreswechsel 2017/2018 war es schwierig, an MIOTAs (die Währung von IOTA) ranzukommen. Kraken bspw. bot diese Währung nicht an, und wie bereits erwähnt, waren andere große Handelsplattformen für Einsteiger nicht zugänglich. Eine der wenigen Möglichkeiten, um IOTA-Token zu erwerben, war die Handelsplattform okex.com.
Also legte ich bei OKEx einen Account an und überwies einen Bitcoinbetrag, um diesen in IOTA zu investieren. Der Kauf funktionierte problemfrei. Doch bis heute ist mir nicht möglich, die IOTA-Token, welche ich gekauft hatte, auf meinen Computer zu transferieren.
Withdraw Bereich für IOTA auf OKEx.
Wenn ich auf „+Add address“ klicke, passiert nichts. Natürlich habe ich die Meldungen oben registriert, dass möglicherweise eine weitere Verifikation notwendig ist. Damit hätte ich kein Problem und ich wollte diesen Prozess anstoßen. Ich kontaktierte mehrfach den Support von OKEx. Bis heute habe ich keine Antwort erhalten.
Den Support zu erreichen war zur Jahreswende auch nicht einfach. Obwohl die Plattform auch die englische Sprache anbietet, wurde die Auswahl für den Supportbereich nur in Mandarin dargestellt.
Supportbereich auf OKEx in Mandarin
Aber auch jetzt hat die Plattform noch Probleme. Zwar wird über den FAQ-Bereich ermöglicht, eine Anfrage zu stellen, nach dem Klick auf „Submit a request“ erscheint aber diese Fehlermeldung:
Fehlermeldung auf OKEx
Nachdem die Webseite aktualisiert wurde, habe ich den Bereich zur Verifizierung selbst gefunden. Bin gespannt, ob ich irgendwann doch noch meine erworbenen IOTA Token von OKEx entnehmen kann. Für künftige Transaktionen ist diese Plattform für mich aber tabu. Denn es gibt nur eine Sache, die noch schlimmer ist als schlechter Support – nämlich kein Support!
Nachtrag: Der Verifizierungsprozess scheiterte bei OKEx, weil mein deutscher Personalausweis nicht akzeptiert wurde. Um an meine IOTA-Token zu kommen, muss ich nun einen Reisepass beantragen. Nie wieder OKEx!
Wo kann man nun guten Gewissens Bitcoin kaufen?
Für mich habe ich zwei Plattformen gefunden, die ich für seriös und professionell halte. Bitcoin.de und Binance.
Über Bitcoin.de kann ich nur Gutes berichten. Die Oberfläche ist intuitiv zu bedienen und in den meisten Fällen selbsterklärend. Wer mit dem Englischen Schwierigkeiten hat, wird sich auch über die deutsche Benutzeroberfläche freuen. Nicht nur die Sprache ist in Deutsch, sondern auch der Firmensitz. Das bedeutet, dass die deutsche Rechtsprechung Anwendung findet, was für mich auch ein beruhigender Faktor ist.
Besonders angenehm finde ich, dass ein kostenloses Girokonto bei der Fidorbank eröffnet werden kann. Der Bitcoin.de-Account lässt sich mit dem Girokonto verknüpfen, was das Handeln in Echtzeit ermöglicht. Dies lässt sich mit wenigen Mausklicks einrichten und ist äußerst komfortabel. Am liebsten würde ich in Sachen Kryptowährungen nur mit Bitcoin.de arbeiten, aber es gibt einen großen Haken. Bei Bitcoin.de können nur vier Währungen gehandelt werden: Bitcoin, Etherium, Bitcoin Cash und Bitcoin Gold. Viele interessante Währungen bleiben außen vor, weshalb ich eine weitere Plattform nutze: Binance.
Auf Binance können über 1000 Kryptowährungen gehandelt werden (inzwischen auch IOTA). Zumindest der Handelsbereich steht in deutscher Sprache zur Verfügung. An der englischen Sprache kommt man bei Binance dennoch nicht ganz vorbei. Vor allem die Info-Bereiche stehen derzeit nur auf Englisch zur Verfügung. Den Support hatte ich bisher nicht benötigt, soweit ich weiß spricht dieser aber auch kein Deutsch.
Im Gegensatz zu Bitcoin.de ist es nicht möglich, Fiatgeld (also Euro) an einen Binance-Account zu überweisen, um mit diesem Geld Kryptowährungen zu kaufen. Die Haupthandelswährung ist der Bitcoin. Wenn ich in eine Währung investieren möchte, die ich nicht auf Bitcoin.de erhalten kann, kaufe ich auf Bitcoin.de Bitcoins und überweise diesen auf meinen Binance-Account. Damit wiederum lassen sich dann andere Währungen erwerben, wie bspw. Ripple, Litecoin, Monero uvm.
Was sollte ich wissen, um Bitcoin zu kaufen?
Das Thema Kryptowährungen ist nicht trivial und die Kursschwankungen können nervenaufreibend sein. Auch wenn ich es bereue, nicht schon viel früher in das Thema eingestiegen zu sein, bin ich mir sicher, dass Kryptowährungen erst am Anfang stehen und es noch lange nicht zu spät ist einzusteigen.
Wie bei jeder Anlage sollte man dies aber mit Vernunft und Sachverstand tun. Das Problem ist, dass es viele „Experten“ gibt, die sich auf sozialen Medien in Stellung bringen. Im deutschsprachigen Raum kann ich nur einen Experten empfehlen, der meiner Meinung nach das Thema wirklich versteht und komplexe Zusammenhänge verständlich erklären kann: Dr. Julian Hosp.
Besonders gefällt mir an Julian Hosp, dass er sich nicht euphorisieren lässt, wie viele Krypto Fanboys. Er betrachtet die Situationen der Kryptoszene stets objektiv und mit rationalem Sachverstand. Deshalb wird er von „Krypto-Gläubigen“ auch oft angefeindet, weil er sich weigert, Kryptowährungen emotional zu betrachten, und daher auf keinen Euphoriezug aufspringt. Dennoch ist er sehr überzeugt von der Blockchain Technologie und ist in der Szene gut vernetzt. Wer sich als Anfänger an seinen Rat hält, kann aus meiner Sicht nicht viel falsch machen.
Tipp: Dr. Julian Hosp betreibt einen Youtube-Kanal, auf welchem er regelmäßig seine Gedanken zum Thema Kryptowährungen veröffentlicht. Außerdem ist er der Autor des Amazon Bestsellers „KRYPTO WÄHRUNGEN“. Das Buch kann durchaus als Standardwerk für das Thema betrachtet werden. Es ist leicht verständlich geschrieben – auch für Leute ohne technisches Hintergrundwissen. Wer es durchgelesen hat, versteht die Grundlagen von Kryptowährungen sowie Blockchain und Dezentralisierung und ist „#CRYPTOFIT“, wie Julian Hosp es formulieren würde.
Meine persönliche Bitte: Bleibt vernünftig!
Wer sich damit beschäftigt, Bitcoin zu kaufen, möchte in der Regel Geld verdienen. Daran ist auch nichts Verwerfliches. Die Geschichten und Mythen, die sich um den Bitcoin ranken, können einem aber schnell die Bodenhaftung verlieren lassen. Ja, durch den Bitcoin sind viele Menschen sehr reich geworden. Und ja, ich bin der festen Überzeugung, dass dies noch immer möglich ist. Julian Hosp sagt voraus, dass der Bitcoin dieses Jahr einen Kurs von 60.000,- € erreichen wird. Langfristig halten einige Finanzexperten einen Kurs von 500.000,- € und mehr für realistisch.
Tipp: Alle Finanzexperten sind sich bei einer wesentlichen Grundregel für Investments einig: Kaufe billig, verkaufe teuer!
Wenn von einem Hype gesprochen wird und sich Leute damit brüsten durch Bitcoin & Co. reich geworden zu sein, sind die Kurse in der Regel sehr hoch und es ist kein guter Zeitpunkt einzusteigen. Wenn hingegen viele Leute schimpfen, dass sie viel Geld verloren haben und davor warnen in den Kryptomarkt einzusteigen, ist womöglich ein guter Zeitpunkt zu investieren. Gerade Anfänger machen es oft umgekehrt und verlieren deshalb viel Geld.
Bei diesen Prognosen stellt sich einem die Frage, warum man eigentlich noch arbeiten gehen soll, wenn Geld verdienen so einfach geworden ist? Einfach ein paar Bitcoin kaufen und den Rest erledigt die Zeit. Oder nicht?
Niemand kennt die Zukunft und deshalb kann auch niemand Vorhersagen treffen, die ganz sicher eintreten werden. Auch wenn ich die Wahrscheinlichkeit als nicht sehr hoch einschätze, gibt es die Möglichkeit, dass der Bitcoin seinen Wert auch verlieren kann.
Was passiert, wenn Staaten anfangen, den Bitcoin regulieren zu wollen? China möchte bspw. nicht mehr, dass in China Bitcoin Miner ihr Geschäft betreiben, weil sie zu viel Strom verbrauchen. Tatsächlich ist der Stromverbrauch des Bitcoin ein reales Problem. Zudem gibt es viele andere Ungewissheiten, die heute noch nicht absehbar sind.
Ich denke, es ist vernünftig, nicht mehr in Bitcoin & Co. zu investieren, als man zu verlieren bereit ist. Der Kryptomarkt ist hoch volatil und mit absoluter Sicherheit kann niemand sagen, dass die Kurse langfristig steigen werden. Es gibt Leute, die tatsächlich alles auf eine Karte setzen und sich sogar verschulden, um in Bitcoin zu investieren. Kann gut gehen, kann aber auch den finanziellen Ruin bedeuten. Vernunft und Objektivität sind bei diesem Thema mit Sicherheit bessere Berater als Gier und Euphorie. Auch und vor allem bei langfristigen Anlagen.
Das Thema Lug und Trug scheint mich in den letzten Wochen und Monaten zu verfolgen. In meinem neuestem Erlebnis möchte ich über das fragwürdige Preismodell von LinkedIn Learning berichten.
Als Geschäftsführer und IT-Fachmann sollte man sich permanent weiterbilden. Der Spruch „Wissen ist Macht“ ist mir zwar zu martialisch, dennoch bin ich der Ansicht, dass der eigene Wissenstand stetig aktualisiert bzw. ausgebaut werden sollte, wenn man erfolgreich bleiben möchte. Früher nutzte ich gerne video2brain als Fortbildungsplattform. Zu beinahe allen Themen gab es einen Videokurs, welcher gekauft werden konnte.
Video2brain ist aber schon seit einiger Zeit nicht mehr das, was es einmal war. Zuerst wurde video2brain 2013 von Lynda.com übernommen und Lynda.com wiederum 2015 von LinkedIn. Im Zuge dieser Übernahmen wurde das kundenfreundliche Kaufmodell eingestellt und ein Abo-Modell eingeführt. Für einen monatlich anfallenden Betrag darf dafür soviel Lernmaterial konsumiert werden, wie der Kunde möchte.
Lange Zeit habe ich mit mir gerungen. Das Kaufmodell war mir wesentlich sympathischer. Da aber eine kostenlose Probephase angeboten wurde, entschied ich mich, video2brain bzw. LinkedIn Learning eine Chance geben. Als mir beim Kaufprozess aber die Geschäftsmethoden von LinkedIn Learning bewusst wurden, habe ich meine Entscheidung schnell wieder revidiert.
Dynamische Preisgestaltung
Eher aus Zufall sind mir die Preisbildungsmethoden von LinkedIn Learning aufgefallen. Um mich zu informieren, war ich nicht mit meinem LinkedIn Profil angemeldet. Dort wurde mir dieses Angebot gemacht:
Als ich einen Tag später das Angebot annehmen wollte, loggte ich mich in mein LinkedIn Profil ein und erhielt zu meiner Überraschung diesen Preis genannt:
Ich war mir zuerst nicht sicher, ob ich die Preise richtig in Erinnerung hatte, weshalb ich mit einem anderen Browser ein Inkognito Fenster öffnete und mithilfe von CyberGhost* meine IP verschleierte. Und tatsächlich. Ich bekam wieder den wesentlich günstigeren Preis angeboten.
Wenn ich identifiziert werden kann, ist LinkedIn Learning offensichtlich der Ansicht, dass ich bereit bin, einen um 50% höheren Preis zu bezahlen. Abgesehen davon, dass mich diese Einschätzung ärgert, frage ich mich, wie oft ich auf diese Methoden schon reingefallen bin.
Als ich LinkedIn Learning kontaktierte, wurde ich mit der lapidaren Aussage abgespeist, dass die unterschiedlichen Preise auf Browser-Einstellungen zurückzuführen sind. Was für ein Unsinn! Bis zuletzt wird man bei LinkedIn Learning offensichtlich für dumm gehalten.
Lessons Learned
Mir ist durchaus bewusst, dass meine Nutzungsdaten in Zuge von Big Data gespeichert und ausgewertet werden. Zudem ist mir die Methode der dynamischen Preisgestaltung nicht fremd. Auch wenn mir Qualität prinzipiell wichtiger ist als der beste Preis, ärgert es mich, dass ich mit dem Merkmal „der Preis spielt keine Rolle“ im Internet wahrgenommen werde.
Die Konsequenz, die ich daraus ziehe, ist, dass ich künftig bei allen Kaufprozessen mithilfe von CyberGhost* und der Inkognito Funktion von Browsern die Preise checke, bevor ich mich zum Kauf entscheide.
Zu LinkedIn Learning gibt es reichlich Alternativen. Einen ähnlichen Kurs, für welchen ich bei LinkedIn Learning das Abo abschließen wollte, habe ich nun bei der Chip Academy für einen einmaligen Betrag gekauft. Eine weitere Alternative wäre der Rheinwerk Verlag, welcher ebenfalls eine große Auswahl an Video Lehrgängen zum Kauf anbietet.
Da LinkedIn Learning alles andere als eine Monopolstellung hat, ist es nicht nötig, sich diese Methoden bieten zu lassen.
Update 10.01.2018
Aufgrund dieses Artikels hat mich der Senior Product Manager von LinkedIn Deutschland angeschrieben. Er meinte, dass ich keine dynamische Preisgestaltung entdeckt habe, sondern einen Bug. Der tatsächliche Preis betrage immer 22,- € (inkl. MwSt.). Auf meine Frage, warum ich dann vom Support mit einer offensichtlich frei erfundenen Begründung abgespeist wurde, meinte er, dass dies nicht in Ordnung sei und er mit dem Team darüber sprechen werde.
Offen gestanden weiß ich nicht, was ich davon halten soll. Meine Entscheidung, kein Kunde von LinkedIn Learning zu werden, bleibt auch weiterhin bestehen. Der Fairness halber möchte ich die Gegendarstellung aber nicht verschweigen.
* Affiliate-Link. Bei Kaufabschluss bekomme ich eine kleine Provision. Das Produkt wird dadurch nicht teurer. Ich verlinke nur Produkte, die ich nach bestem Wissen und Gewissen empfehlen kann.
Morgens checke ich an meinem Arbeitsplatz zuerst meine E-Mails. Wie jeder regelmäßige E-Mail Nutzer habe ich inzwischen zwar ein geschultes Auge, welche E-Mails tatsächlich gelesen werden sollten, es ist aber eine Tatsache, dass ca. 80% aller E-Mails nichts anderes als Betrugsversuche oder mindestens unlauter sind. In meinem Postfach befindet sich also hauptsächlich Lug und Trug.
Neulich fragte ich in meinem Freundeskreis, wie sie reagieren, wenn sie von einer unbekannten Nummer angerufen werden. Die meisten meinten, dass sie den Anruf wegdrücken, weil es höchstwahrscheinlich nur ein belästigender Werbeanruf ist.
Als Unternehmer ist das noch schlimmer. Täglich werde ich mit Werbeanrufen konfrontiert. Als junger Unternehmer war ich häufig noch offen und hörte mir die Angebote an. Manches nahm ich sogar an, denn die Versprechungen sind mitunter sehr verlockend.
Nicht einmal hatte ich erlebt, dass sich ein solches Geschäft für mich ausgezahlt hätte. Geschäfte, die über telefonische Kaltakquise zustande kamen, hatten sich ausschließlich nur für den Anrufenden rentiert. Die Verträge sind dabei stets so gehalten, dass es sich um eine Dienstleistung handelt, die kein konkretes Ergebnis verspricht. Somit ist der Anbieter rechtlich nicht angreifbar, wenn der Verdacht entsteht, dass für das gezahlte Geld keine angemessene Gegenleistung erbracht wurde.
Vor ein paar Tagen sah ich im Montags-Check im Ersten, wie Hersteller mit den Füllmengen tricksen, um immer höhere Margen zu erwirtschaften. Der Kunde wird hierbei systematisch übertölpelt. Auch wurde beleuchtet, wie Angebote für Bestandskunden als Treuebonus verkauft werden, sich aber bei genauer Betrachtung als schlechtere Angebote herausstellten, als Angebote für Neukunden. Kaum ein Geschäftsbereich scheint heute noch ohne Lug und Trug auszukommen.
Traurige Stilblüten des Kapitalismus
Ich finde es erschreckend, wie wir solche Zustände inzwischen als normalen Alltag betrachten. Wir rechnen damit, dass uns jeder jederzeit übervorteilen könnte und akzeptieren dies als unsere gesellschaftliche Realität. Die verbleibenden Gutmütigen, die sich ihre positive Einstellungen gegenüber ihren Mitmenschen noch bewahrt haben, sind dabei genau die potentiellen Opfer, welche unseriöse Geschäftsleute auf dem Schirm haben, um deren Naivität zum eigenen Vorteil auszunutzen.
Ist es nicht ein sehr trauriger Zustand, dass Menschen im kapitalistischen System häufig nur noch aus dem Blickwinkel betrachtet werden, mit welchen Methoden ihnen am effizientesten das Geld aus der Tasche gezogen werden kann? Lug und Trug ist zu einer betriebswirtschaftlichen Disziplin geworden. Ist das gesellschaftlicher Fortschritt?
Ursache und Wirkung
Wie konnte ein solch rascher Zerfall zivilisierender Werte zu Gunsten des Geldes stattfinden? Eine mögliche Herleitung ist die Betrachtung der Vorbilder. Beinahe täglich nehmen wir war, dass viele finanziell erfolgreiche Leute sich mitunter durch Charakterlosigkeiten auszeichnen. Beispiele gibt es unzählige.
Moralisch besonders verwerflich empfinde ich noch heute die Banken, welche 2008 durch ihre grenzenlose Gier in Schieflage gerieten und durch Steuergelder gerettet werden mussten, weil sie angeblich systemrelevant sind. Zur Rechenschaft gezogen wurde keiner der Spitzenbanker. Völlig überzogene Gehälter gönnen sie sich aber bis heute.
Ein gutes Beispiel ist auch Marc Zuckerberg, der seine Idee für Facebook von seinen Kommilitonen gestohlen hatte und heute dadurch einer der reichsten Menschen der Welt ist.
Ein aktuelles Beispiel ist der Steuerskandal, welcher durch die „Paradise Papers“ aufgedeckt wird. Die Süddeutsche deckt nach und nach auf, dass Reiche und Superreiche jede Möglichkeit nutzen, um möglichst überhaupt keine Steuern bezahlen zu müssen. Die Infrastruktur und das Bildungssystem, welche von Steuern bezahlt werden, werden dabei gerne von den Großkonzernen genutzt. An den Kosten beteiligen möchten sie sich aber nicht.
Besonders dreiste Zeitgenossen drücken sich aber nicht nur von ihrer Steuerpflicht. Sie bedienen sich sogar schamlos am Staatsvermögen. Durch sogenannte Cum/Ex-Deals haben Finanzexperten einen Weg gefunden, dass eine einmalig gezahlte Kapitalertragssteuer mehrfach zurückerstattet wird, wodurch der Staat keine Kapitalertragssteuer einnimmt, sondern faktisch auszahlt.
Wenn wir nun ständig mit solchen Beispielen konfrontiert werden, müssen wir uns nicht wundern, dass sich unser moralisches Wertesystem auflöst. Wenn finanziell erfolgreiche Leute als Vorbilder betrachtet werden, ergibt sich die Botschaft: Sei egoistisch und skrupellos, dann wirst du es zu etwas bringen!
Wie bringen wir moralische Werte in die Postmoderne?
Früher waren es vielleicht die Kirchen, welche unter der Bevölkerung für gesunde moralische Wertvorstellungen sorgten. Auch wenn an der Existenz des christlichen Gottesbildes gezweifelt werden darf, ist das Wertesystem des Neuen Testaments durchaus vorbildlich.
Laut fowid betrug 2016 der Anteil an Atheisten bzw. Agnostikern in Deutschland zwischen 41 und 49 Prozent. Tendenz steigend. Natürlich ist daraus nicht abzuleiten, dass knapp die Hälfte der Bevölkerung keine Werte hat. Reflektierte Atheisten haben durchaus moralische Prinzipien. Wenn es im Bewusstsein der Menschen jedoch keine urteilende Instanz gibt, die spätestens im Jenseits bspw. die Habgier bestraft, gibt es, zumindest oberflächlich betrachtet, keinen Grund nicht nach übermäßigen Besitz zu streben – zumal viele „Vorbilder“ ja genau dies erfolgreich vorleben.
Differenziert betrachtet gibt es natürlich Gründe, die gegen das Zelebrieren von Habgier sprechen. Die Zerstörung der Umwelt sowie unseres Gemeinschaftswesens sind dabei nur zwei Aspekte von vielen.
Und diese differenzierte Betrachtung sollte auch die Grundlage darstellen, um moralische Werte in unserer Gesellschaft fest zu verankern. Wenn wir uns weiter entwickeln wollen, sollte das stichhaltige Argument unser Handeln bestimmen. Das Aufzeigen von Kausalitätsketten ist hierbei vielleicht ein wirksames Mittel.
Selbst für einfache Gemüter sollte nachvollziehbar sein, dass es auf Dauer nicht gut gehen wird, wenn wir ständig mehr von der Natur nehmen als sie regenerieren kann.
Ähnlich verhält es sich mit Geschäftsbeziehungen. Wenn erst einmal jeder über den Tisch gezogen wurde, wird es auch für seriöse Geschäftsleute schwierig, Vertrauen aufzubauen, um Geschäfte anzubahnen.
Letztendlich lässt sich das Thema auf die Frage reduzieren, ob unsere Gesellschaft reif genug ist, um ein vernünftiges, faires und nachhaltiges Miteinander gegenüber der plündernden Gier von Egoisten durchzusetzen.
Moralische Integrität benötigt eine Lobby
Wie bekommen moralische Werte wieder gesellschaftliches Gewicht? Ich würde mir wünschen, dass sich eine politische Initiative bildet, welche moralische Werte hoch hält ohne sich in Selbstgefälligkeit zu verlieren. Eine Bewegung, die das ehrliche und respektvolle Zusammenleben einfordert, anstatt nur konkrete Interessen zu bedienen.
Vor ein paar Jahren dachte ich, dass dies die Piratenpartei sein könnte. Aber auch hier zeigte sich schnell, dass Egoismen und Selbstgefälligkeiten schon auf unterster Ebene eine gute Idee verderben können.
Welche Partei dieses Thema aufgreift, ist auch nicht wichtig. Entscheidend ist, dass sich wichtige moralische Werte in Gesetze manifestieren müssen, welche eine dementsprechende Rechtsprechung nach sich zieht. Dazu wiederum bedarf es einer Lobby, welche dies mit Nachdruck einfordert. Wir benötigen also nicht weniger als einen Aufstand der Anständigen, damit Lug und Trug seine Salonfähigkeit verliert.
Der Fernseher läuft bei uns nicht häufig. Mitunter deshalb, weil ich den Konsum von Werbung für Verschwendung von Lebenszeit halte. Heute bin ich aber auf die CHECK24-Werbung gestoßen, welche ich als geschmacks- und würdelose Beleidigung für Vernunftbegabte empfinde. Sind wir mittlerweile wirklich auf einem derart niedrigen Niveau angelangt, dass mit solch flachem Pseudohumor positive Resonanz erzeugt werden kann?
Scheinbar schon. Auf Youtube wurde der Spot über eine Millionen Mal gesehen und hat überwiegend positive Bewertungen und Kommentare.
Die Werbung ist offensichtlich angelehnt an amerikanische Sitcoms. Dabei wurde sogar auf schlechte Synchronisierung geachtet. Und natürlich dürfen die eingespielten Lacher nicht fehlen, damit der Zuschauer weiß, zu welchem Zeitpunkt etwas lustig ist.
Als Unternehmer kenne ich mich auch ein wenig im Marketingbereich aus. Ich weiß, dass Storytelling und „keep it simple and stupid“ momentan in der Werbebranche “State of the Art” sind. Mit diesen Methoden können offensichtlich Emotionen erzeugt werden, welche die Entscheidungsfindung bei der Konsumgüterauswahl beeinflussen. Das Ergebnis dieser „Kunst“ sind dann Werbefilme wie dieser von CHECK24. Herzlichen Glückwunsch!
Ist das wirklich Fortschritt?
In der Werbepsychologie ist schon lange bekannt, dass Menschen Entscheidungen in der Regel emotional treffen. Der Verstand wird dann bestenfalls genutzt, um die getroffene Entscheidung zu legitimieren. Man könnte meinen, dass es eben Fortschritt ist, wenn dieser Mechanismus bewusst bedient wird.
Vielleicht ist die Erkenntnis zur optimalen Manipulation für menschliche Entscheidungsfindungen zumindest in gewisser Hinsicht ein Fortschritt. Das damit einhergehende sinkende intellektuelle Niveau ist es aber definitiv nicht.
Welche Auswüchse dies annehmen kann, sehen wir an den Vereinigten Staaten. Dort hat die Fokussierung auf die emotionale Entscheidungsbeeinflussung dazu geführt, dass ein Prolet in das Präsidentenamt gewählt wurde. Bei Donald Trumps inhaltsleeren Parolen, die offensichtlich nur Emotionen schüren sollen, und der konsequenten Verweigerung wissenschaftlicher Erkenntnisse, bspw. im Bereich des Klimawandels, ist die amerikanische Gesellschaft auf dem besten Weg zur Idiocracy.
Wir Europäer haben mit diesem Problem aber auch zu kämpfen. Rechtspopulistische Parteien, die einfache Lösungen anbieten, die inhaltlich zwar Unsinn sind, sich aber für einige Leute gut anfühlen, gewinnen auch bei uns immer mehr an Einfluss. Wenn eine falsche Behauptung nur oft genug wiederholt und so verpackt wird, dass sie Emotionen bedient, wird daraus früher oder später eine gefühlte Wahrheit. Parteien wie die AfD sind ziemlich clever darin, mit diesen Instrumenten zu spielen.
Gegen Dummheit ist ein Kraut gewachsen: Bildung!
Wenn wir als Gesellschaft einen intellektuellen Crash verhindern wollen, gibt es ein probates Mittel: Bildung, welche junge Menschen zu mündigen Bürgern macht. Hierbei müsste es wesentliches Bildungsziel sein, Schülern die Fertigkeit zu vermitteln, Informationen kritisch zu hinterfragen, um den Hintergedanken von Manipulationsversuchen identifizieren zu können. Zudem müsste ein Bewusstsein geschaffen werden, wie Meinungen auf emotionaler Ebene entstehen.
Sicher ist dieses Thema nicht trivial und kein Stoff für die Grundschule. Es sollte aber möglich sein, Jugendliche darin zu schulen, ihren eigenen Meinungsbildungsprozess zu verstehen. Dies wäre eine wirkungsvolle Methode, um Manipulationsversuche auf emotionaler Ebene entgegenzutreten.
Es fehlt der politische Wille
Für die Politik ist dies natürlich ein zweischneidiges Schwert. Denn auch das derzeitige System profitiert natürlich von der intellektuellen Unmündigkeit vieler Wähler. Andernfalls würde es nicht mehr gelingen, dass sich Politiker einerseits vertrauenerweckend präsentieren, während sie andererseits größtenteils Interessen von Lobbyisten umsetzen.
Daher kann ich der Entstehung eines laut hörbaren Populismus sogar etwas Positives abgewinnen. Wenn die Regierenden ihren Einfluss nicht verlieren möchten, müssen sie über kurz oder lang durch Bildung ein mündiges Volk generieren. Den Wehrmutstropfen, dass sie dann auch vordergründig Politik für diese gut gebildeten Menschen machen müssen, werden sie aus Selbsterhaltungstrieb in Kauf nehmen.
Vielleicht male ich mir diese Kausalitätskette etwas zu positiv aus. Aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.
Neulich konnte auf T-Online.de getestet werden, wie gut die deutsche Rechtschreibung bzw. Grammatik beherrscht wird. Dabei orientierten sich die Fragen an aktuellen Lehrplänen. Als ich die Fragen durchlas, ist mir wieder deutlich geworden, dass das deutsche Bildungssystem dringend ein Update benötigt. Sofern ein Kind nicht Germanistik studieren möchte, frage ich mich, welchen Nutzen es mit sich bringt, zu wissen, was bspw. ein Pronomen ist oder ob das Partizip Perfekt bestimmt werden kann.
Jeder, der in Deutschland die Schule besucht hat, wurde mit diesem Stoff konfrontiert. Wer aber kann heute noch den Dativ vom Genitiv unterscheiden? Selbst ehemals gute Schüler können sich im Erwachsenenalter kaum noch im Detail an deutsche Grammatikregeln erinnern. Warum? Sofern man sich nicht professionell mit der deutschen Sprache beschäftig, erfüllt es schlichtweg keinen Nutzen. Es gibt keine praktischen Anwendungsszenarien. Für einen Großteil ist es nutzloses Wissen, welches einmal gepaukt wurde, um eine ordentliche Note zu bekommen. Danach verblasst das mühsam Erlernte schnell, weil es einem im Alltag nicht weiter hilft. Sollte es tatsächlich der Bildungsauftrag sein, die Zeit und die Ressourcen der Kinder auf diese Weise zu verschwenden?
Textverständnis und gute Ausdrucksfähigkeit sind Schlüsselkompetenzen
Dabei halte ich Deutsch für ein Schlüsselfach. Denn Textverständnis und die Fähigkeit, sich gut auszudrücken, sind Fertigkeiten, die man gar nicht gut genug beherrschen kann. Als Ausbilder habe ich schon die Erfahrung gemacht, dass Schulabgänger Schwierigkeiten haben, Inhalte aus längeren bzw. komplexeren Texten erfassen zu können. Dabei ist genau dies eine Kernfähigkeit, die notwendig ist, um Kompetenzen aufbauen zu können.
Was nutzt es, wenn alle Informationen im Internet zur Verfügung stehen, aber bereits beim Lesen einer halben Seite die Konzentration nachlässt und wesentliche Informationen nicht mehr aufgenommen werden können? Dabei ist dies eine Fertigkeit, die trainiert werden kann. Wer in der Lage ist, sich im überschaubaren Zeitrahmen neues Wissen anzueignen, kann auf Herausforderungen reagieren, die einem im Berufs- oder auch Privatleben begegnen. Somit ist dies eine Schlüsselfertigkeit für ein erfolgreiches und selbstbestimmtes Leben. Denn wer Informationen aufnehmen kann, kann folgerichtig handeln und muss keine emotionalen Entscheidungen treffen.
Eine weitere Schlüsselfertigkeit, welche in den Deutsch Kontext fällt, ist die Fähigkeit, sich gut ausdrücken zu können. Wer in der Lage ist, Sachverhalte auf den Punkt zu bringen, vermeidet Missverständnisse. Viele Probleme im Alltag entstehen durch Missverständnisse und ließen sich somit vermeiden. Bei Diskussionen verleiht einem die Fähigkeit sich gut ausdrücken zu können zudem den Vorteil der stichhaltigen Argumentation. Dies wiederum führt zumindest potentiell zu einem erfolgreicheren Leben. Denn wer stichhaltig argumentiert, ist überzeugender kann sich häufiger durchsetzen.
Gute Bildung hat positive gesellschaftliche Konsequenzen
Im Gesamtzusammenhang betrachtet, hätte ein Bildungsfokus auf Textverständnis und gutes Ausdrucksvermögen auch gesellschaftlich enorme Vorteile. Denn gerade die deutsche Sprache ermöglicht es, sich sehr präzise auszudrücken. Wenn bei der Schulbildung mehr auf die Entwicklung dieser Fertigkeiten Wert gelegt werden würde, gäbe es im Alltag weniger Missverständnisse sowie mehr Wissen und Sachverstand. Demzufolge gäbe es im privaten sowie beruflichen Alltag weniger Probleme, Streit und unangenehme Auseinandersetzungen.
Schulbildung sollte mündige Bürger für ein selbstbestimmtes und erfolgreiches Leben generieren. Derzeit habe ich nicht den Eindruck, dass unser Schulsystem diesem Anspruch gerecht wird. Zu diesem Thema habe ich noch einige weitere Gedanken, welche ich in den kommenden Blogeinträgen darstellen werde.